Der Lämmersalat (Arnoseris minima) war in historischer Zeit weit verbreitet, heute ist er auf Grund von intensiver Landbewirtschaftung sehr selten geworden. In Nordostdeutschland liegt ein weltweiter Verbreitungsschwerpunkt der Art, sodass hier ein wichtiger Beitrag zum Erhalt dieses alten Kulturbegleiters geleistet werden kann.
Lebensraum und Ökologie
Der Lämmersalat wächst auf extensiv bewirtschafteten, sauren und nährstoffarmen Sandäckern. Wie auch andere Ackerwildkräuter benötigt die einjährige Art eine regelmäßige Bodenbearbeitung, um jedes Jahr neu keimen zu können. Am besten gedeiht der Lämmersalat in Wintergetreide, kommt aber auch in Sommerkulturen vor. Auf Brachflächen verschwindet die Art meist schon nach 1-2 Jahren, weil sich Gräser und ausdauernde Pflanzen ausbreiten und offene Bodenstellen fehlen.
Die kleinwüchsige, sehr konkurrenzschwache Art benötigt sehr lichte Pflanzenbestände – in stark gedüngten, dichtwüchsigen Getreidebeständen kann sie nicht überleben. Auch die in der Landwirtschaft übliche Kalkung des Bodens zur Verbesserung der Fruchtbarkeit verträgt der Lämmersalat nicht: er gedeiht am besten bei pH-Werten unter 5.
Typische Begleiter des Lämmersalates sind z.B. Einjähriger Knäuel (Scleranthus annuus), Acker-Spörgel (Spergula arvensis), Bauernsenf (Teesdalia nudicaulis), Vogelfuß (Ornithopus perpusillus), Grannen-Ruchgras (Anthoxanthum aristatum) oder Kleiner Sauerampfer (Rumex acetosella). In sehr lichten Getreidebeständen legt der Kleine Perlmutterfalter (Issoria lathonia) seine Eier gerne an oder in die Nähe von Acker-Veilchen (Viola arvensis), an denen die Raupen fressen.
Gefährdung
In Deutschland ist der Lämmersalat stark gefährdet. Eine wichtige Ursache ist der Verlust von nährstoffarmen Sandäckern in Folge der Intensivierung der Landwirtschaft. Deutschland liegt im Zentrum des weltweiten Verbreitungsgebietes der Art und innerhalb von Deutschland haben vor allem die nordostdeutschen Bundesländer eine hohe Verantwortung.
Vorkommen auf den ökologisch bewirtschafteten Projektbetrieben
Der Lämmersalat kommt auf mehreren Projektbetrieben in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg vor, z.B. APZ Agrar-Produkt-Ziegendorf e.G. (Südwest Mecklenburg-Vorpommern), Landhöfe Kargow-Waren GmbH (Müritzgebiet) und auf Gut Temmen (südliche Uckermark). Teils handelt es sich um kleinflächige Sandstandorte, teils um großflächige Sandäcker.
Welche Maßnahmen sind besonders zur Förderung des Lämmersalates geeignet?
Grundvoraussetzung für das langfristige Überleben des Lämmersalats ist die extensive Ackernutzung auf ertragsarmen Standorten. Düngung und Kalkung dürfen nur in sehr mäßigem Ausmaß stattfinden, um die nährstoffarmen, sauren Standortbedingungen zu erhalten. Dies kann auch kleinflächig erfolgen, indem bestimmte Bereiche des Ackers bei Düngung und Kalkung ausgespart bleiben. Bei nur geringer Düngung bleiben die Kulturen auf Sandstandorten sehr licht, so dass für den Lämmersalat sehr gute Lebensbedingungen vorhanden sind. Alle Ackerwildkräuter können im Ökologischen Landbau außerdem durch den Verzicht auf mechanische Beikrautregulierung (Striegeln) gefördert werden.
Der Ökologische Landbau bietet aufgrund des allgemein relativ geringen Nährstoffeinsatzes sehr gute Voraussetzungen für den Erhalt des Lämmersalates.
Maßnahmen im Handbuch „Landwirtschaft für Artenvielfalt“:
- A1.1 Nicht Striegeln
- A1.2 Nicht Striegeln im Nachauflauf
- A4.2 Geringe Kulturdichte
- A5.1 Schutzacker für Wildkräuter
- A5.2 Ackerwildkrautschutz auf Sonderstandorten
- A6 Etablierung und Vermehrung besonders gefährdeter Ackerwildkräuter
Texte: F. Gottwald & K. Stein-Bachinger; erstellt im Rahmen des WWF-Projektes „Landwirtschaft für Artenvielfalt“ 2015