Habitatqualität und Artenvielfalt
Die Hauptursachen für den Verlust an Lebensraumqualität und Artenvielfalt im Grünland sind:
- Hohe Düngergaben, vor allem mit Stickstoff: Wenige konkurrenzkräftige Pflanzenarten setzen sich durch und lichtbedürftige Arten verschwinden. Das Mikroklima in den Beständen wird ungünstig für wärmeliebende Insekten.
- Häufige Nutzung mit geringen Nutzungsabständen (Mahd oder Beweidung): Pflanzen kommen nicht mehr zur Blüte, Nester von Wiesenvögel werden ausgemäht.
- Großräumige Nutzung mit modernen Mähgeräten: Bei günstiger Witterung wird die Landschaft in wenigen Tagen „kahlgemäht“, es bleiben keine Rückzugsräume für Jungvögel, Insekten, Amphibien usw.
- Entwässerung: Durch die Entwässerung von naturnahem Feucht- und Nassgrünland z.B. in Niedermooren gehen die Lebensräume der darauf spezialisierten Arten verloren. Gleichzeitig erfolgt eine Nährstoffanreicherung, weil sich entwässerte Torfe zersetzen.
- Grünlandumbruch: Aufgrund der höheren Erträge auf Ackerland hat der Grünlandanteil in vielen Regionen Deutschlands stark abgenommen.
- Nutzungsaufgabe: Ertragsschwache Standorte werden gar nicht mehr genutzt. Auch dies führt zu einer starken Abnahme der Artenvielfalt und letztlich zur Verbuschung und zum Verschwinden der Offenlandarten. Hiervon sind vor allem die besonders artenreichen Grünlandlebensräume betroffen wie Trockenrasen und nährstoffarme Feuchtwiesen.
Je geringer die Nutzungsintensität und das Angebot an Nährstoffen, desto höher ist die Vielfalt an Arten. Viele spezialisierte und seltene Pflanzen- und Insektenarten kommen in sehr nährstoffarmen Vegetationsformen wie Trockenrasen und Pfeifengraswiesen mit äußerst extensiver Bewirtschaftung vor, die betriebswirtschaftlich praktisch keine Rolle mehr spielen. Aber auch mäßig intensive Wirtschaftsformen wie z.B. 2-3mal genutzte Wiesen mit mäßiger Düngung weisen eine hohe Artenvielfalt auf. Hierher gehören z.B. die europaweit geschützten sogenannten Frischwiesen (FFH-Lebensraumtyp 6510).
Die Nutzungsintensität von Grünland muss an den Nährstoffstatus angepasst sein. Nährstoffreichere Grünlandformen brauchen eine häufigere Nutzung, um die Biomasse abzuschöpfen, eine Verfilzung zu vermeiden und damit die Artenvielfalt zu erhalten. Sinnvoll ist es, sich an traditionellen Nutzungsmustern zu orientieren, an die sich auch viele Pflanzen- und Tierarten angepasst haben.
Generell gilt: Das eine richtige Management für Grünlandflächen, das den Ansprüchen aller Arten gerecht wird, gibt es nicht. Die optimale Bewirtschaftung von Grünlandflächen muss an den Standort und an bestimmte Zielarten angepasst sein. Eine große Vielfalt von Nutzungsmustern wird dabei auch eine große Artenvielfalt zur Folge haben.
Maßnahmen im Grünland
Die Maßnahmen im Grünland zielen auf die beiden Schlüsselfaktoren für die Artenvielfalt ab: Nährstoffniveau und Nutzungsintensität. Großflächig anwendbare Maßnahmen sind z.B. eine Verringerung der Düngung, höhere Schnitthöhen bei der Mahd und mehrwöchige Nutzungsruhen, die einen vollständigen Brutzyklus für Wiesenvögel erlauben. Einige der Maßnahmen sind aus wirtschaftlichen Gründen nicht auf großen Flächen umsetzbar, da sie eine Verringerung der Erträge und Futterqualitäten bewirken. Aber auch kleinflächige Maßnahmen können einen sehr hohen Effekt haben und vielen Arten das Überleben auch in relativ intensiv genutzten Wiesen und Weiden ermöglichen. Dazu gehört insbesondere das Stehenlassen von Streifen oder Teilflächen bei der Mahd, das Rückzugsräume für Heuschrecken, Tagfalter und Jungvögel erhält.