Der Kleine Perlmutterfalter (Issoria lathonia) ist leicht an den großen silbernen (perlmuttfarbenen) Flecken auf der Flügelunterseite zu erkennen. Die Oberseite ist hingegen unscheinbarer gefärbt, so dass man ihn leicht übersieht, wenn er sich mit ausgebreiteten Flügeln auf dem Boden sonnt. Die Falter sind rasante Flieger und streifen weit umher.
Lebensraum und Ökologie
Er gehört zu den wenigen Tagfalter-Arten, die in der Kulturlandschaft häufiger im Ackerbereich vorkommen als im Grünland – zumindest wenn es um die Fortpflanzung geht. Die Raupen fressen ausschließlich an Veilchen; in Mitteleuropa ist das in der Regel das Acker-Veilchen (Viola arvensis). Auf nährstoffarmen Brachen oder auf Trockenrasen kommen auch das Wilde Veilchen (Viola tricolor) sowie weitere seltenere Veilchen-Arten in Frage.
Bei der Nahrungssuche an Blüten sind die erwachsenen Falter hingegen überall zu beobachten, wo es gute Nektarpflanzen gibt. Besonders beliebt sind violett-blühende Arten wie Flockenblumen (Centaurea spec.) oder die Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense). Auf basischen Trockenrasen sieht man die Falter gerne auf der Tauben-Skabiose (Scabiosa columbaria) und an Origanum (Origanum vulgare), auf Sandtrockenrasen werden Jasione (Jasione montana) und Sand-Strohblume (Helichrysum arenarium) besucht und im Kleegras der Rotklee und die Luzerne.
Der Kleine Perlmutterfalter fliegt in Nordostdeutschland üblicherweise in 3 Generationen von Ende April bis Anfang Oktober und überwintert als Raupe am Boden. Auf gepflügten Ackerflächen ist deshalb eine Überwinterung allenfalls am Ackerrand möglich. Im Ökologischen Landbau sind auch 1-2jährige, lückige Kleegrasfelder, die nur gemäht und nicht gepflügt werden, ein wichtiges Larvalhabitat. Die Sommer-Generationen können sich auch in lückigen Getreidefeldern (vor allem auf armen Sandböden) und auf der Ackerstoppel nach der Ernte fortpflanzen.
Gefährdung
In Deutschland ist die Art nicht gefährdet, aber in manchen Bundesländern und Regionen sehr stark zurückgegangen und auf der Roten Liste geführt. In intensiv genutzten Ackerbaugebieten sind die Falter selten, weil ihnen Raupen-Nahrungspflanzen, Blüten und Überwinterungshabitate fehlen.
Vorkommen auf den Projektbetrieben
Der Kleine Perlmutterfalter ist auf den Projektbetrieben weit verbreitet und stellenweise häufig.
Welche Maßnahmen sind besonders zur Förderung des Kleinen Perlmutterfalters geeignet?
Besonders wichtig ist, dass Überwinterungshabitate zur Verfügung stehen. Dies sind z.B. junge (1-2jährige) Stilllegungen (Brachen) auf mageren Ackerstandorten, mehrjährige Blühflächen oder lückiges Kleegras. Überwinternde Stoppelfelder sind ebenfalls geeignet, wenn sie nicht vor dem Schlupf der Falter im zeitigen Frühjahr umgebrochen werden.
Der Kleine Perlmutterfalter profitiert außerdem sehr von allen Maßnahmen, die zu einer Erhöhung des Blütenangebotes oder zu einem kontinuierlichen Angebot von Blüten führen. Dazu zählen ungemähte Streifen im Kleegras, angesäte Blühstreifen, Mosaikmahd im Grünland, Säume an Ackerrändern und Hecken usw.
Maßnahmen im Handbuch „Landwirtschaft für Artenvielfalt“:
- A2.2 Stoppelbearbeitung nach dem 10.9.
- A2.3 Überwinternde Stoppelbrache
- A4.2 Geringe Kulturdichte
- A7 Kleegras Basis
- A10.1 Stehenlassen von Teilflächen im Kleegras
- A10.2 Ungemähte Kleegrasstreifen an Schlagrändern
- A11 Mosaiknutzung im Kleegras
- A12.2 Buntbrachen und Blühstreifen
- A13 Ein- bis mehrjährige Ackerstilllegungen
- G8 Mosaiknutzung im Grünland
- L4.1 Kleine ungenutzte Offenflächen
- L8.1 Säume auf mageren Standorten
- L8.2 Säume auf besseren Standorten
Texte: F. Gottwald & K. Stein-Bachinger; erstellt im Rahmen des WWF-Projektes „Landwirtschaft für Artenvielfalt“ 2015