Der Ortolan (Emberiza hortulana) ist nahe verwandt mit der bekannten Goldammer. Er besiedelt nur den südwestlichen Teil von Nordostdeutschland und ist bei der Wahl des Lebensraumes spezialisierter. Die Männchen haben regionale Gesangsdialekte.
Lebensraum und Ökologie
Der Ortolan ist ein Bodenbrüter, benötigt als Gesangswarten aber hohe Bäume. Typischerweise besiedelt er Ackerflächen mit angrenzenden Baumreihen, Baumhecken oder Feldgehölzen, in denen sich die Singwarten befinden. Er bevorzugt trockene, sandige Böden mit geringer Bodengüte – der Schwerpunkt der Verbreitung in Nordostdeutschland liegt daher im Bereich der Altmoränen (Südwest-Mecklenburg, Prignitz, Havelland, Niederlausitz).
Als Brut- und Nahrungshabitat dienen zu Beginn der Brutzeit schwachwüchsige Wintergetreidefelder, später werden auch Sommergetreide, Kartoffelfelder, Futtererbsen und Sonnenblumen besiedelt. Die Siedlungsdichte ist auf ökologisch bewirtschafteten Ackerflächen viel höher als auf konventionellen Flächen, Maisfelder werden kaum besiedelt.
Der Ortolan ist ein Langstreckenzieher, er überwintert in Afrika südlich der Sahara. Ende April bis Mitte Mai kommen die Vögel an ihren Brutplätzen an, die Hauptbrutzeit erstreckt sich von Mitte Mai bis Anfang Juli.
Gefährdung
Der Ortolan hat europaweit in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts sehr starke Bestandseinbußen erlitten. In Deutschland steht er als gefährdet auf der Roten Liste. In Brandenburg war von 1995 bis 2009 ein positiver Trend zu beobachten.
Der Ortolan ist vor allem durch die Intensivierung im Ackerbau gefährdet. Durch die Zunahme des Maisanbaus geht Lebensraum verloren. Dichte, starkwüchsige Getreidefelder sind als Brut- und Nahrungshabitat ungeeignet. Weitere Ursachen für Bestandsrückgänge sind die Beseitigung von Landschaftselementen, große Ackerschläge und die allgemeine Abnahme der kleinräumigen Gliederung in der Agrarlandschaft.
Vorkommen auf den ökologisch bewirtschafteten Projektbetrieben
Der Ortolan kommt auf Projektbetrieben im Südwesten von Mecklenburg-Vorpommern und in West-Brandenburg vor.
Welche Maßnahmen sind besonders zur Förderung des Ortolans geeignet?
Der Ökologische Landbau bietet aufgrund der hohen Vielfalt von Anbaukulturen und wildkrautreichen Äckern ideale Bedingungen für Brut- und Nahrungshabitate. Die Termine der mechanischen Beikrautregulierung liegen in der Regel außerhalb der Hauptbrutzeit und stellen somit nur eine geringe Gefahr dar.
Der Ortolan profitiert von allen Maßnahmen, die den Insekten- und Wildkrautreichtum in den Ackerkulturen noch steigern, z. B. geringe Bestandesdichte der Kulturen oder Anlage von Blühstreifen. Positiv sind außerdem eine reichgliedrige und kleinräumige Fruchtfolge und eine reiche Ausstattung der Landschaft mit linienförmigen Baumhecken.
Maßnahmen im Handbuch „Landwirtschaft für Artenvielfalt“:
- A1 Nicht Striegeln
- A4.1 Drilllücken
- A4.2 Geringe Kulturdichte
- A12.1 Einjährige Blühmischungen
- A12.2 Buntbrachen und Blühstreifen
- A14 Anbau alter Nutzpflanzenarten und Extensivsorten
- A15 Vielfältige Fruchtfolge und geringer Anteil von Mais
- A16 Kleinteilige Anbaustruktur
- L2.1 Feldgehölze und Baumhecken
NATURA2000 Schutzstatus: Vogelschutzrichtlinie Anhang I
Texte: F. Gottwald & K. Stein-Bachinger; erstellt im Rahmen des WWF-Projektes „Landwirtschaft für Artenvielfalt“ 2015