Der Wiesenpieper (Anthus pratensis) gehört zu den sehr stark abnehmenden Arten. Bestandsindices für Europa und Brandenburg zeigen Rückgänge von über 50% in den letzten Jahrzehnten.
Lebensraum und Ökologie
Der Wiesenpieper ist ein typischer Bewohner von feuchtem und wenig oder nicht gedüngtem Grünland. Er bevorzugt offene, gehölzarme Landschaften wie Niedermoore und Küstengrünland, setzt sich aber sehr gerne auf niedrige Ausguckwarten wie Zaunpfähle.
Das Nest wird am Boden gebaut, in Mitteleuropa meist ab Anfang bis Mitte April. Für die Nahrungssuche benötigt der Wiesenpieper kleinräumig unbewachsene oder kurz bewachsene Flächen, die Deckung bieten, ohne die Bewegung am Boden zu behindern. Gute Habitate sind leicht unebene Wiesen und Weiden, die im zeitigen Frühjahr in den Senken überschwemmt werden (Blänkenbildung). Auch mageres Feuchtgrünland und Moore mit lichter Vegetation werden gerne besiedelt.
Der Wiesenpieper überwintert in Südwest- und Westeuropa sowie rund um das Mittelmeer einschließlich der küstennahen Regionen Nordafrikas.
Gefährdung
Aufgrund des stark negativen Bestandstrends ist der Wiesenpieper in der aktuellen europäischen Roten Liste (2015) für die EU-Staaten als „gefährdet“ gelistet. In Brandenburg ist er „stark gefährdet“ (Mecklenburg-Vorpommern und Deutschland: Vorwarnliste).
Die Ursachen der Bestandsabnahmen ergeben sich aus seinen Lebensraumansprüchen: in erster Linie sind dies Entwässerung von Feuchtgrünland und starke Düngung mit in Folge zu dichter Vegetation. Des Weiteren spielen frühe und schnell aufeinanderfolgende Nutzungstermine im Grünland eine Rolle, die eine erfolgreiche Brut verhindern.
Vorkommen auf den ökologisch bewirtschafteten Projektbetrieben
Der Wiesenpieper ist auf den Projektbetrieben mit höherem Anteil von Niedermoor-Grünland sowie auf Betrieben an der Ostseeküste verbreitet.
Welche Maßnahmen sind besonders zur Förderung des Wiesenpiepers geeignet?
Wichtig für den Wiesenpieper ist die Erhalt von Feuchtgrünland und vernässten Senken (Blänken) im Grünland. Eine extensive Nutzung mit ausreichend langen Ruhezeiten im Frühjahr ermöglicht den Bruterfolg, geringe oder keine Düngung erhält günstige Vegetationsstrukturen.
Maßnahmen im Handbuch „Landwirtschaft für Artenvielfalt“:
- G2.2 Extensive Weide im Küstengrünland der Ostsee
- G3.1 Kein Walzen/Schleppen 10.4. bis 31.7.
- G4.1 Keine Düngung im Grünland
- G4.2 Keine Düngung außer P, K
- G5.1 Ruhezeit 8-10 Wochen April bis Anfang Juni
- G5.2 Ruhezeit 8-10 Wochen nach der ersten Nutzung
- G10.1 Hochschnitt großflächig
- L7.1 Blänken im Grünland
Texte: F. Gottwald & K. Stein-Bachinger; erstellt im Rahmen des WWF-Projektes „Landwirtschaft für Artenvielfalt“ 2015